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Polarity Hilfe zur Selbsthilfe

Veröffentlicht im Yoga Magazin September 2022; www.yogadasmagazin.ch 

Text: Brigitta Raimann und Andreas Ledermann 

Die Polarity Therapie ist für uns eine ganzheitliche Gesundheitsförderung, in der die Patientin und der Patient im Mittelpunkt stehen. Wendepunkte im Leben führen oft zu einem Ungleichgewicht. Das sind Chancen, eingefahrene Muster zu erkennen und abzulegen. 

Die Polarity Therapie ist personenzentriert. Die Therapeutinnen und Therapeuten stärken das Selbstvertrauen und sind an einer hilfreichen Beziehung mit den Patienten interessiert. Sie suchen das Gespräch und erarbeiten Lösungen – der Hauptfokus ist dabei die Hilfe zur Selbsthilfe. Bei jeder Person sind sie bedacht, die Patientenkompetenz zu stärken. Die Patienten und Patientinnen stehen im Mittelpunkt der Arbeit. Schon Paracelsus sagte: «Die Kraft des Therapeuten liegt im Patienten.» 
Durch die modernen Medien wurde die Welt immer mehr vernetzt. Telefon, Radio, Fernsehen und Internet haben die Kommunikation revolutioniert. Wir erfahren fast unmittelbar, was auf der anderen Seite des Planeten geschieht. Parallel zu dieser Entwicklung hat sich auch die Patientenkompetenz entwickelt. Erhält man vom Arzt eine Krankheitsdiagnose, kann man sich dazu in kürzester Zeit über das Internet alle Informationen beschaffen. Betroffene erwerben so Kompetenz und Wissen über ihre Krankheit. 

«Die Kraft des Therapeuten liegt im Patienten.» 

Wissen aus erster Hand 
Die Aufgabe der Komplementär Therapeutinnen und Therapeuten und der Alternativmediziner:innen ist des- halb die personenzentrierte Begleitung. Wir nennen das Wissen aus erster Hand. Dazu gehören innere Einkehr, Träume und Meditation. Die Konfrontation mit unseren körperlichen, emotionalen und mentalen «Baustellen» führt zu mehr Selbsterkenntnis. Wissen aus zweiter Hand sind Ratschläge, Buchwissen, Konzepte, Meinungen und theoretisch postulierte Urteile. 

Willkommene Chancen 
Wendepunkte im Leben bedeuten oft Chaos und Ungleichgewicht. Für uns sind sie willkommene Chancen, Menschen aus dem Dschungel eingefahrener Muster zu lotsen. Achtsamkeit und das Element Äther sind ständige Begleiter in unserem Tun, aber auch im Lassen. Ein zentrales Thema ist der Anfang und das Ende, die Geburt und der Tod sowie die Übergänge (Pubertät, Wechseljah- re usw). Immer wieder führen wir mit dem traditionellen Alp- Holztrichter einen Segensspruch durch für die fünf Ele- mente, alle Wesen und die Welt. So zum Beispiel 2016 im Sivananda Yoga Retreat Center Bahamas oder am IPEA Gathering 2017 vor 60 Polarity Therapeutinnen und The- rapeuten. Ursprünglich diente der Alpsegen dem Behü- ten, Bewahren und dem Schutz vor Naturgewalten, dem Bär und dem Wolf. Heute geht es weniger um die äusse- ren Wölfe und Bären, sondern darum, gute Worte zu sprechen. Segnen ist mehr als Glück wünschen. Ziel des Segnens ist, Schutz zu bewahren und Glück und Gedeihen zu för- dern. So entsteht ein sakraler Raum, in dem Menschen ihre Kräfte ineinanderfliessen lassen und sich würdigen. Kraft ist die Fähigkeit, Energie für die Transformation richtig zu nutzen. 

Den Schöpfermodus stärken 
Die meisten Menschen, die in unsere Praxis kommen, um Hilfe und Lösungen zu suchen, sind im Überlebensmodus, wenn sie von ihren Problemen erzählen. Sie brauchen Unterstützung wegen ihren Symptomen, dem Stress, dem Ungleichgewicht, dem Zusammenbruch oder ihrer Krankheit. Unsere Aufgabe ist, diesen Menschen wieder den Schöpfermodus – Gesundheit, Gleichgewicht, Wachstum und Vertrauen – näherzubringen. Dazu sind die fünf Säulen des Polarity Modells (siehe Box und Bild) sehr hilfreich. Der Neurowissenschaftler Henning Beck sagt in seinem Buch «Irren ist nützlich»: «Die meisten von uns wollen perfekt sein». Viele haben die Idee, gesund könne nur jemand sein, der seine negativen Emotionen verwandelt hat und fehlerfrei ist. Tatsache ist, dass wir nur lernen, wenn wir bereit sind, Fehler zu machen. Letzten Endes geht es immer um die Frage, wie man zu einer inneren Ruhe findet. Es gibt so viele verschiedene Wege, dorthin zu gelangen, und es ist ein langer Weg. 

Die fünf Säulen des Polarity Gesundheitsmodells 

1. Die innere Haltung umfasst Achtsamkeit, Mitgefühl, und Akzeptanz, basierend auf Liebe. Dadurch wird ein Raum des Vertrauens geschaffen, um so die Selbstheilung zu aktivieren. 

2. Das Gespräch unterstützt und begleitet den Bewusstseinsprozess und die Selbstwahrnehmung. 

3. Die Körperarbeit wird gezielt mittels sanfter Berührungen, Schaukelbewegungen und spezieller Dehn- und tiefer Drucktechniken meist am bekleideten Körper durchgeführt. 

4. Die Körperübungen (Polarity-Yoga) umfassen vitalisierende Körperhaltungen, leichte Streckungen und einfache Bewegungsabläufe. Dadurch wird auch eine wirksame Selbsthilfe vermittelt. 

5. Die Ernährung umfasst als wichtiger Faktor täglich die bewusste Wahl von Nahrungs- mitteln, welche die Gesundheit aufbauen, sowie eine regelmässige Reinigung zur Entschlackung des Körpers. 

Die Grafik und die Box stammen aus: John Beaulieu, Andreas Ledermann, Ronald Schnetzer. Polarity das grosse Grundlagen- und Arbeitsbuch; AT Verlag. 

* Brigitta Raimann und Andreas Ledermann haben die Praxis und S.H.N. Schule für holistische Na- turheilkunde und die holistic Arts / ganzheitliche Künste GmbH gegründet. Sie sind Buchautor:in und unterrichten seit über 30 Jahren Polarity Essenz, in Zug im Herzen der Schweiz. www.ledermann-raimann.ch 

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